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Viele ehemalige Verdingkinder und andere Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen sind heute gegen 80 Jahre alt und hilfsbedürftig. Die Betroffenen befürchten erneut Fremdbestimmung zu erfahren und dass ihre speziellen Lebensgeschichten, die oftmals von Missbrauch und Misshandlungen geprägt sind, in den Alters- und Pflegeheimen wenig Gehör finden. Deshalb braucht es spezifische Projekte, die sich um die älteren Betroffenen kümmern und „selbstbestimmtes Altern“ ins Zentrum rücken. Auch das gehört zur Wiedergutmachung des erlittenen Unrechts.

Die Wiedergutmachung für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen geht weiter.

«Wir müssen rasch tätig werden, damit sich diese traumatisierten älteren Menschen zu Hause wie auch in den Altersinstitutionen sicher und aufgehoben fühlen. Den Lebensabend sollen sie in Würde erleben können.»

Vor diesem Hintergrund starten Pro Senectute Kanton Bern und die Guido Fluri Stiftung ein Pilotprojekt, das in ein grosses nationales Selbsthilfeprojekt münden soll. Das Projekt hat zum Ziel, Betroffene als „Caregiver“ (Betreuungspersonen, Unterstützer) speziell auszubilden. Eine sorgsame Auswahl und Ausbildung garantieren, dass geeignete Betroffene für die eigene „Peer Group“ tätig werden können. Die «Caregiver» werden die Betroffenen zu Hause oder in den Institutionen besuchen, beraten und unterstützen. Vor allem aber sollen sie in den Altersinstitutionen das Pflege- und Betreuungspersonal schulen. Das gleiche gilt auch bei den Beistandschaften.

Betroffene setzen sich für andere Betroffene ein. (Foto: Marco Bonomo)

Viele Betroffene haben beste Ideen, jedoch nicht das nötige Fachwissen, um solche Selbsthilfeprojekte zu starten. In Absprache mit dem Bundesamt für Justiz hat die Guido Fluri Stiftung ein Programm entwickelt, damit möglichst viele Betroffene Selbsthilfeprojekte eingeben und umsetzen können. Hierfür werden die Betroffenen mit ausgewiesenen Spezialistinnen und Spezialisten geschult, wie man ein Projekt entwickelt und umsetzt: von der Idee, dem Projektmanagement bis hin zur Budgetkontrolle.

Ich danke Pro Senectute Kanton Bern, insbesondere Geschäftsleiter Marcel Schenk, für die sofortige Bereitschaft dieses Projekt zu unterstützen.