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Sterilisationsboxen, Schutzmaterial, Covid-19 Tests, Beatmungsgeräte – unsere Stiftung hat gemeinsam mit den protestantischen Kirchen in den letzten Wochen dringend benötigtes medizinisches Hilfsmaterial nach Lesbos geliefert. Am 1. Juli, mit dem erstmöglichen Flug, bin ich nach Lesbos gereist, um mir ein Bild der Lage zu machen. Das Elend hat mich überwältigt.
Wir kennen sie aus der Zeitung oder aus Fernsehbeiträgen – die Bilder von Flüchtenden, die unter widrigsten Umständen in Zeltstädten leben. Wir haben gelernt, dieses Wissen um das grosse Leid zu verdrängen. Weil wir vielleicht dachten, dass uns dieses hier in der Schweiz nichts angehe, weil wir mit den Konflikten, die zur Flucht führten, nichts zu tun haben wollen und weil alles doch so weit entfernt ist. Doch es braucht nur einen Flug von zweieinhalb Stunden und man befindet sich mitten drin im grössten Flüchtlingselend – und dies in Europa.
Hier auf der griechischen Insel Lesbos im Lager Moria hausen gegen 25 000 Flüchtende unter katastrophalsten Umständen. Wer ein intaktes Zelt hat, darf sich glücklich schätzen. Andere haben mit irgendwelchen Materialien eine Behausung aufgebaut. Dort leben ganze Familien mit kleinsten Kindern auf wenigen Quadratmetern. Sie haben mir ihr «Zuhause» gezeigt. Ich war erschüttert. Und ich war bewegt, wie sie mir trotz ihrer Armut stets ihre Gastfreundschaft geschenkt, Wasser und Brot angeboten haben.
Die Hitze ist dieser Tage unerträglich. Überall Abfall. Die sanitären Anlagen sind völlig ungenügend. Es fehlt an einer grundlegenden medizinischen Versorgung. Ein Vater zeigt mir die Bilder von seinem kranken Kind. Er hat keine Medizin, um diesem zu helfen. Ein Mann aus Kongo erzählt mir, dass Frauen und Männer jederzeit fürchten müssen, Opfer einer Gewalttat zu werden. Er ist seit einem Jahr hier gestrandet. Ohne Perspektive. Auch all die anderen Menschen wissen nicht weiter. Sie berichten, dass sie zurückmüssten. Doch wohin? In ihre zerbombten Länder, von wo sie geflüchtet sind?
Diese Situation in Europa, das sich den Schutz der Menschenwürde auf die Fahnen geschrieben hat, kann ich schwer akzeptieren. Die politischen Ränkespiele, bei denen Menschen wie Schachfiguren hin- und hergeschoben werden, sind zynisch. Unser Besuch im Flüchtlingslager Moria hat mir vor Augen geführt, dass unsere Solidarität nicht vor der eigenen Grenze enden kann. Diese Menschen brauchen unsere Hilfe. Wie auch die einheimische Bevölkerung unsere Unterstützung braucht, um diese Lage bewältigen zu können.
Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort, Pro Asyl, werden wir in den kommenden Wochen ein Leuchtturmprojekt aufbauen. Es ist offensichtlich, dass Frauen, die eben erst geboren haben, nicht einfach zurück in das Flüchtlingslager können. Wir werden darum zwei kleine Chalets zu Mütterhäusern umbauen lassen, um ersten Familien ein sicheres Umfeld bieten zu können. Mutter und Kind werden dort medizinisch betreut, wie wir auch die juristische Begleitung sicherstellen wollen. Im Kleinen können wir so helfen – für eine Gruppe von hochvulnerablen Personen können wir den Unterschied machen. Wenn sich das Pilotprojekt bewährt, werden wir es ausbauen.
Wir haben in den letzten Monaten dringend benötigtes medizinisches Material nach Lesbos geschickt. Im Spital in Mytilini haben wir gesehen, dass unsere Hilfe angekommen ist. Uns wurde für die grosse Hilfe gedankt, doch damit ist es nicht getan. Die Unterstützung dieses Krankenhauses, das alle Kranken behandelt, ob von hier oder von dort, muss weitergehen. Ich werde hier weitere Mittel bereitstellen, um die Versorgung merklich verbessern zu können.