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Anlässlich der Biennale in Venedig durften wir gestern die Wanderausstellung «SHAME – European Stories» eröffnen. Sie gibt den Schicksalen der Opfer von Kindesmissbrauch aus ganz Europa ein Gesicht.
Von Italien bis Schweden, von Rumänien bis Portugal: In den letzten Monaten wurden in ganz Europa die Porträts von fast 100 Opfern von Kindesmissbrauch gesammelt. Noch nie wurde die Dimension des Problems auf diese Weise erfasst. Fotos und Videos des preisgekrönten Journalisten Simone Padovani, die das Unrecht dokumentieren, geben den Opfern nun eine Stimme. Die Wanderausstellung «SHAME – European Stories» wird in den kommenden Monaten in europäischen Grossstädten zu sehen sein.
Die Ausstellung findet im Rahmen der «Justice Initiative» statt. Mit dieser politischen Initiative soll erstmals in allen Ländern Europas der Missbrauch an Kindern, wie er insbesondere auch in staatlichen und kirchlichen Institutionen stattgefunden hat, umfassend aufgearbeitet werden.
Bis heute leiden Zehntausende von Opfern unter dem Unrecht und den Folgen des Missbrauchs, der ihnen angetan wurde. Viele sind psychisch belastet und leben aufgrund der Gewalterfahrungen in Armut. In einigen wenigen Ländern Europas wurden Anstrengungen unternommen, um das Leid zu lindern. In den meisten Ländern hat eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Missbrauch bis heute nicht stattgefunden. Vor diesem Hintergrund haben sich Opfergruppen, Wissenschaftler und Nichtregierungsorganisationen aus ganz Europa zusammengeschlossen, um eine gemeinsame politische Initiative für den Europarat zu erarbeiten.
Mit Hilfe der Politik wurde eine Motion beim Europarat eingereicht. Die Motion, die am 21. Mai 2022 zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde, stellt klare Forderungen: Der Europarat und die Mitgliedsstaaten sollen eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung der Verletzung von Kinderrechten in den einzelnen Ländern sicherstellen. Der Europarat und die Mitgliedsstaaten sollen für die offizielle Anerkennung von Kindern sorgen, die unter jeglicher Art von sexueller, physischer und psychischer Gewalt (einschließlich der negativen Auswirkungen von Diskriminierung) gelitten haben, insbesondere im Hinblick auf Kinder in privaten und öffentlichen oder kirchlichen Einrichtungen und solche, die fremdplatziert, zwangsadoptiert oder von ihren Müttern getrennt wurden. Der Europarat und die Mitgliedsstaaten sollen dafür sorgen, dass die Opfer eine Form der Wiedergutmachung erhalten und dass die geltenden Gesetze in den Mitgliedsstaaten auf den Schutz aller Kinder vor Missbrauch und Misshandlung ausgerichtet werden. Die «Justice Initiative» will den Antrag nun zu einer politischen Mehrheit bringen und den Opferschutz in den einzelnen Ländern verbessern.