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19. Juni 2019

Schaffhausen setzt Zeichen der Erinnerung

Die Skulptur "ein starkes Zeichen", die in Schaffhausen feierlich übergeben wurde, ist ein wichtiges Symbol der Wiedergutmachung für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen.

Mit einem feierlichen Akt am 15. Juni 2019 überreichte der Kanton Schaffhausen der Stadt im Rauschengutpark eine von der Künstlerin Jennifer Bennett geschaffene Skulptur, die an die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen erinnern soll.

Trompeter Sigi Michel, Stadtpräsident Peter Neukomm, Regierungsrat Walter Vogelsanger, Künstlerin Jennifer Bennett und Guido Fluri (v. l.) - Foto: Michael Kessler

Es war mir eine Ehre, mich mit einigen Worten an die Gäste zu wenden, unter ihnen auch viele ehemalige Verdingkinder. Dabei ging es mir darum zu betonen, wie wichtig ein solches Zeichen der Erinnerung und eine öffentliche Entschuldigung für die Betroffenen sind. Denn sie sind zugleich eine Anerkennung ihres Leids und gleichbedeutend mit einer Übernahme der Verantwortung durch die Gesellschaft und die Politik.

"Diese 'Entschuldigung' ist nicht rückwärtsgewandt sondern zukunftsgerichtet: sie ist gleichbedeutend mit der Übernahme von Verantwortung. Wir zeigen uns heute verantwortlich für den Umgang mit einem der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte. Und diese Verantwortung verpflichtet uns, ein Stück Gerechtigkeit wiederherzustellen: Um genau das ging es uns bei der Wiedergutmachungsinitiative. Um genau das geht es heute hier in Schaffhausen – es geht darum, ein Stück Gerechtigkeit wiederherzustellen."

Download Referat (PDF)

Regierungsrat Walter Vogelsanger sprach im Namen der Regierung eine öffentliche Entschuldigung aus, und sagte: «Dies ist eine Widmung an alle Betroffenen und ihre Angehörigen.»

Äusserst bewegend war auch der musikalische Beitrag von Sigi Michel, selbst Opfer einer Fremdplatzierung. Dazu ein Auszug aus einem Artikel der Schaffhauser Nachrichten: Der über die Region hinaus als ‹Trompeten-Sigi› bekannte Sigi Michel (…) musste jedoch beim dritten und letzten Stück innehalten und abbrechen. ‹Meine Finger begannen zu zittern. Das passiert mir selten. Ich habe heute noch Panikattacken und sehe meine ehemalige Pflegemutter vor mir, die mich jedes Monatsende anschrie, heruntermachte und schlug.› Dank dem Engagement von Guido Fluri habe er mit anderen Betroffenen Kontakt knüpfen können, um das Erlebte besser zu verarbeiten. ‹Aber›, so fügte er an, ‹das lässt dich ein Leben lang nicht los.›

Ich danke dem Kanton Schaffhausen sehr herzlich für die Einladung sowie für das Engagement zur Wiedergutmachung und für die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen.